Gröpelingen Depot Roman

Gröpelingen Depot Roman
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Donnerstag, 4. Februar 2010

Mittwoch, 11. November 2009
Gedankenkolumne zum Kongo ( von Marinella Charlotte van ten Haarlen)
Heute, am Morgen, telefonierte ich. Wegen des zweiten Teils meines Buches „Heimweh nach Bakwanga“, “Heimkehr nach Mbuji- Mayi", mit einem Mitarbeiter des UNHCR. Dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen.
Ich bewundere diese Leute, weil sie mit eleganter Ruhe, unglaublichem Sachverstand zwischen den multiplen Fronten in Kivu agieren müssen. Nicht nur da. Aber mir geht es um Kivu, um die Menschen, die dort leben. Mir geht es darum, mit meinen begrenzten Mitteln als einzelner Mensch, etwas zu tun.
Einfach aus, ja die Kirche würde es Nächstenliebe nennen. Ein schönes, ein wundervolles gepredigtes Wort, das leider den Anforderungen der Situation im Ostkongo, nicht mehr gerecht wird. Werden kann.
Diese Fronten gibt es, weil es in Kivu Coltan, Diamanten und Gold gibt. Andere Rohstoffe, mit denen unsere profitable Welt genährt wird. Der Kurs steigt. Na endlich, denke ich, geht die "Finanzkrise" vorbei.
Fragt sich eigentlich mal jemand, wie sich ein Mädchen, eine Frau fühlt, die verschleppt wird, vergewaltigt oder gar gefoltert wird. Kann man sich die Schmerzen vorstellen.
Die Männer unter meiner Leserschaft sollen nicht sagen, sie wüssten das nicht, erahnten es nicht-. Schmerzen sind für alle Menschen gleich. So gleich, wie wir alle sein sollten. Egal, ob es psychische oder physische Schmerzen sind.
Aber auch nach so vielen Jahren stehen sich noch unversöhnlich die Fronten gegenüber. Wahrscheinlich kann niemand den wirklichen Gegner so richtig ausmachen. Nun es wird gegen Vize Bemba ermittelt, verhandelt. Das ist gut so. Aber was können wir alle für die gequälten Menschen dort tun? Frage ich mich immer wieder. Kriegsfürst Nkunda wird mit juristischen Konsequenzen zu rechnen haben. Dank der UNO.

Reicht es, an das Panzihospital nach Bukavu zur Beruhigung des eigenen Gewissens, Medikamenten zu senden?
Nein, das reicht nicht! Dachte ich, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte. Da alle Menschen die Vereinten Nationen sind, müssen wir Präsens zeigen. Die Soldaten der UNO tun dies seit Jahren, seit Jahrzehnten. Unter Einsatz ihres Lebens.
Noch mal, alles fing an, als die belgischen Kolonialtruppen gehen mussten. Als Lumumba gewählt wurde. Dieser kleine, pfiffige Postbeamte, der ein schmerzender Dorn in dem Streben der multinationalen Konzerne war. Aber das war nicht letzte Woche, vergangenen Freitag oder so. Sondern, man glaubt es fast gar nicht, es war im Jahr 1960. Nächstes Jahr ist das 50 Jahre her. Und es wird immer noch gestorben. Jeden Tag, jede Minute, sinnlos, grausam, wie zuvor geschildert.
Lumumba wurde ermordet, einfach so . Der gewählte Ministerpräsident eines souveränen Landes. Er hätte ja das damalig kommunistische Moskau zur Hilfe rufen können, war die Begründung derer, die ihn töteten. Exekutierten, bei einer Jagdhütte, glaubt man das, was historisch überliefert ist.Allein von den Tätern.
Vorher durfte er, der Ministerpräsident des Kongos, der gewählte Vertreter eines Volkes, bespuckt, geschlagen und beschimpft werden. Was aber nach der Hinrichtung geschah, ist der Ausdruck derer, die sich an dem kongolesischen Volk regelrecht vergingen. Jahre danach, als der genehme Mobutu und sein Clan an die Macht kam.
Lumumba fand nach der Exekution keine Ruhe, er wurde ausgegraben. Wie verendetes Vieh, das man verscharrte, wegen ja, ja weswegen eigentlich? Lumumba wurde in eilens angelieferter Säure aufgelöst, endgültig. Es sollte kein physisches Zeugnis mehr geben, von diesem Mann. So sehr fürchteten sich die ganz Großen dieser Welt. Damals.
Mein Gott und dann, es blieben Fragmente von ihm. Glaubt man dem pensionierten belgischen Offizier, der diese Teile, kamerabewusst, vor einigen Jahren auspackte, wie einen Gegenstand. Wie verroht muss diese Welt sein, wie, in sich kaputt?
Später las ich in irgendeinem Nachrichtenforum, dass der Mayakalender 2012 endet, ein Film über den Untergang der Erde im Kino gezeigt wird. In Kivu braucht man solche Filme wahrscheinlich nicht, dort ist Erde bereits untergegangen, vor vielen Jahren, aber da darüber redet kaum jemand . In der Welt.
Ich denke heute Abend an die Frauen, an die Mädchen, die vor dem Panzihospital in Bukavu, Hilfe suchen, bei Dr. Mugwege.
Ich habe mir seit langer Zeit vorgenommen, Bukavu zu besuchen. Gleich, was andere denken,über Afrika.Oder über eine einzelne Person, die dahin reist.
Ihn, diesen tapferen Arzt zu besuchen, alleine nur, um durch meine Präsens zu zeigen, das wir alle für einander da sind, eben die Vereinten Nationen sind.
Dass es die Organisation gibt, ist eine der besten Ideen der Menschheit bis hierhin gewesen. Achtung denen, die ihr dienen.
Eingestellt von "Heimweh nach Bakwanga" um Mittwoch, November 11, 2009 0 Kommentare
Sonntag, 8. November 2009
Heimweh nach Bakwanga

IPM-Presspublicationservice:
„Frau van ten Haarlen, Ihr Buch „Heimweh nach Bakwanga“ ist soeben bei ciando erschienen. Um was geht es in diesem Buch?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Um ein kleinen, verzweifelten Jungen, der Anfang der 1970- ziger Jahre, sehr orientierungslos, mit seiner eigenen Transsexualität konfrontiert wird. Der sich, ob seltsamer, aber zunehmend plastischer werdenderer Träume, weiter und weiter in sein eigenes, zuvor in einem anderen Leben, erfahrenes Schicksal verstrickt. Die Stationen des vorherigen Lebens durchaus als Hilfe für das irrige Schicksal verstehen darf.“
IPM-Presspublicationservice:
„Dieses zuvor gelebte Leben spielt im Kongo zur Zeit der belgischen Kolonialisierung bis heute?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ja, das ist richtig. Der Kongo ist ein weltvergessenes und von unfassbaren Krisen, seit Jahrzehnten, geschütteltes Land. Was dort geschieht, ist mit Worten nicht mehr zu darzustellen. Gerade in der östlichen Provinz Kivu bekriegen, bekämpfen sich etliche Fraktionen seit unzähligen Jahren. Von Zeit zu Zeit ebbt das mal wieder ab, aber flammt dann, um so heftiger, wieder auf.
Es kann nicht angehen, dass es zur Normalität wird, wenn Mädchen und Frauen verschleppt werden. Die tägliche Usus ist, diese brutal zu vergewaltigen, zu verstümmeln, zu versklaven, zu töten.
Kinder in so genannte „Armeen“ zu verschleppen. Achtjährige in Uniformen zu stecken, nur um den Rohstoffraub in dem Land zu decken. Das geht nicht. Es ist eine absurde, destruktive Situation, die irgendwann vollkommen außer Kontrolle gerät. Wie viele Millionen Tote zuvor, gezeigt haben.“
IPM-Presspublicationservice:
„Aber was hat das dann mit der kolonialen Frau, deren Schicksal, das sich ungewollt mit dem des kleinen Jungen verbindet, zu tun?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ja, das ist die gleiche Seele, die dort lebt, nur zwei unterschiedliche Körper, die in verschiedenen Zeiten durch Träume zueinander Kontakt haben und finden. Letztendlich sucht die Frau ihren eigenen Mörder.“
IPM-Presspublicationservice:
„Wird sie fündig?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ich will die Spannung nicht nehmen. Es ist ein sehr problematischer Weg, den der Junge nehmen muss, um eine Frau zu werden und den eigenen Mörder zu suchen.“
IPM-Presspublicationservice:
„Das führt in ganz exotische Plätze,unter anderem wie Südafrika, während des Botharegimes, nach Botswana, nach Belgien und in die USA in den 1980-ziger Jahren, schlussendlich nach Südkorea, kurz vor den olympischen Spielen 1988.“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„In der Tat, der Junge, der mit ambivalenter Widerwart erwachsen wird, ein Mann wird, läuft vor sich selbst davon. Betäubt sich mit Alkohol und Reisen. Verständlich aus der Perspektive dieses Jungen oder jungen Mannes. Sucht er doch unentwegt sich und seine Wurzeln.“
IPM-Presspublicationservice:
„Sind das autobiographische Züge?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Jeder Roman hat gewisse, autobiographische Züge. Natürlich, auch in diesem Fall. Heute weiß man, dass diese sogenannte Transsexualität, ein wahrscheinlich genetischer Defekt ist, wie auch immer dieser entsteht. Da gehen die Meinungen der Wissenschaftler auseinander. Ich wollte eher die Gefühlswelt einer Frau beschreiben, die im Männerkörper lebt, vegetiert. über die medizinische Behandlung dieser Erkrankung ist schon sehr viel gesagt, getan worden. Auch soziologische Aspekte berücksichtigen.“
IPM-Presspublicationservice:
„Hat sich in den letzten Jahren, aus Ihrer eigenen Erfahrung, da nicht einiges in der Gesellschaft getan?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Das mag sein, manchmal spürt man davon nur sehr wenig. Oft gar nichts.“
IPM-Presspublicationservice:
„Waran mag das liegen?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Das kann ich nicht sagen, vielleicht daran, dass die Leute insgesamt mehr Probleme mit sich selbst haben, einen Puffer für ihre eigenen, aufgestauten Frustrationen benötigen. Das ist sogar zum Teil nachvollziehbar. Aber die Auswirkungen sind meistens verheerend für die betroffenen Personen.“
IPM-Presspublicationservice:
„Inwiefern?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Oft wird die betroffene Person moralisch und soziokulturell in die „Steinzeit zurückgebombt“. Da ist ja egal, ob das mit angewandter psychischer oder physischer Gewalt, von wem auch immer, geschieht. Davor schreckt keine gesellschaftliche Strömungen zurück. Transsexuelle sind dabei eine austauschbare Bevölkerungsgruppe. Das könnten auch andere, abseits stehende Fraktionen sein, die ausgesuchte Zielscheibe von existentiellen Vorurteilen werden. Das ist nicht gerade an die Angesprochenen gebunden. Freilich gerade diese, möchte ich mit meinen Büchern abbauen. Hauptsächlich, das ist mir extrem wichtig noch einmal zu betonen, aber wollte ich für mehr Aufmerksamkeit, ob der unbeschreiblichen Situation im Kongo werben.“
IPM-Presspublicationservice:
„Dazu gibt einen folgenden, zweiten Band, in dem sich das Leben der Marie, dem Hauptcharakter zum Guten wendet?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ja, dieses Buch ist der zweite und finale Teil.
Es titelt „Heimkehr nach Mubuji- Mayi“. Bakwanga wurde 1966 umbenannt, innerhalb der Zairisierungsoffensive des damaligen Machthabers Mobutu.“
IPM-Presspublicationservice:
„Wann erscheint die Fortsetzung?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate. Bis dahin bleibt zumindest für den Leser die Spannung aus dem ersten Teil erhalten.“
IPM-Presspublicationservice:
„Findet Marie, der Hauptcharakter des 1. Buches, ihren so ersehnten Frieden?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Wenn Sie es so sehen wollen, oh ja. Sie findet, ganz anders als zunächst gedacht, ihren persönlichen Frieden, aber die Weichen dafür wurden schon im Leben zuvor gestellt…...“
IPM-Presspublicationservice:
„Frau van ten Haarlen, wir danken für das kurze Interview!“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Bitte!“

Eingestellt von "Heimweh nach Bakwanga" um Sonntag, November 08, 2009 0 Kommentare

Vorabankündigungen Auszug aus dem Veröffentlichungsprogramm für 2010

Die Fortsetzung von „Heimkehr nach Bakwanga“ folgt wahrscheinlich im Mai/Juni 2010.

Marie, vertrieben aus Brüssel, sucht weiter nach den Mördern von Julian. Dabei trifft sie alte Bekannte wieder, wie den völlig heruntergekommenen, kranken Kaspar. Dieser verdingt sich mittlerweile als transsexuelle Prostituierte in Hamburg. Nur durch Zufall finden die beiden sich.
Cloete, der Pilot Hamlets, wird tot auf einem Dachboden, dort lag er schon seit einiger Zeit, wie die Polizei in Eppendorf später feststellte, ausgemacht. Hamlet jedoch bleibt verschwunden.
Die weiteren Träume führen Marie nach Afrika zurück. Sie reist nach Kapstadt, lernt dort Cole kennen. Weitere Stationen sind Pretoria, Soweto, Johannesburg, Maun, Harare ( Salisbury), Luanda, Kinshasa…..
Menschen, denen sie auf ihrer aufregenden Lebensreise begegnet, legen Zeugnis von dem ab, was Marie in Afrika erkennen muss. Nichts ist so, wie es scheint….alle Kreise in Marie`s Leben jedoch schließen sich.

Die beiden Bände „Heimweh nah Bakwanga“ und „Heimkehr nach Mbuji Mayi“ sind auch in Englisch ab August 2010 verfügbar.
Sollen als E-Book auch in dem englischsprachigen Raum vertrieben werden.
Desgleichen werden wir beginnen im E- Pub Format, die Bücher zu standardisieren.
Da es nach vielen Zuschriften klar wurde, dass das Lesen am Computer alleine sehr zermürbend sein kann.




Eine weitere Veröffentlichung wird der erste Band der Romanquadrologie „RAF-Liebe“ sein, aus der wir Auszüge zu Ihrem geschätzten Lesevergnügen vorab, hier, veröffentlichen.
Der erste Band von „RAF- Liebe“ – „Die Ermittlungsgruppe Roman Kaminski“- An einem Tag 1971, beschreibt die menschlichen Verzahnung derer, die damals mit dem Terrorismus in Berührung kamen. Die prägende Zeit niemals vergaßen, die dann über Deutschland, wie eine dunkle Wolke stehen blieb.

Im Sommer 2009 verhandelt der Bremer Landgerichtspräsident Dr. jur. Herbert -Josef Kritzchiwania in seinem letzten großen Prozess vor der Pensionierung. Er ist der gleiche geblieben, der dereinst 1971 in der Ermittlungsgruppe von KHK Kaminski, als junger Staatsanwalt tätig war. Alle Bemühungen, die Drahtzieher der damaligen Terrorgruppen zu fassen, scheiterten, bis zu der Ermordung von Bundesanwalt Robert Strauss, einem persönlichen Freund Kritzchiwanias.
Da berichtet eine Anwältin, die ihm aus den ´70 Jahren, als die Freundin eines gesuchten Terroristen noch lebhaft, wie auch schmerzhaft, in Erinnerung ist, während des Prozesses gegen einen mutmaßlichen Islamisten, dass sie Robert Strauss lebend und als afghanischen Warlord wiedergetroffen hat.
Kritzchiwania fehlen die Worte, aber als die Juristin einen Beweis antreten kann, auf den Sitzungsstaatsanwalt ein Mordanschlag am Weserufer verübt wird, lässt Kritzchiwania die Sache aufrollen, zumal der angeklagte Islamist nach längerem Leugnen behauptet, in einem Camp von „Dr. Bob“ ausgebildet worden zu sein. Es wird eine überraschende Reise in die spannende Vergangenheit der Bundesrepublik……..

Auszug aus dem Roman:“

„ Die Ermittlungsgruppe Roman Kaminski“


Sonntag, 25. Oktober 1970, Bonn, Bundesrepublik Deutschland

Drei kleine, aus ausgeblichenem Löschpapier selbst gebastelte Briefumschläge, mit weißem, traubenzuckerähnlichem Pulver lagen auf der verkratzten Resopaltischplatte vor der elektrischen Olivetti- Schreibmaschine. Roman Kaminski betrachtete diese kritisch, gleichgültig, schlürfte laut aus einer vergilbten Porzellantasse, den Rest des schal gewordenen kalten Kaisers– Kaffees. Spähte weit, schweifte ab, durch das große, schlecht gereinigte, mit fettigen Schlieren versehene Fenster, rechts von ihm; lugte zwischen den beiden hochgewachsenen Gummibäumen, in den herbstlichen, dunstigen Morgen hinaus.

Seit etlichen Stunden, schon kurz nach Mitternacht fing es an, verdichtete sich der dickschwadige Nebel über der, in friedlicher Ruhe liegenden Bundeshauptstadt. Kroch wie ein weißer, monströser werdender Geist durch die engen Gassen der Altstadt, am nahen, zentralen Bertha – von- Suttner Platz. Einige Schornsteine qualmten, rauchten rußig schwarz dazwischen, von den spitzen Giebeln, der dicht aneinander stehenden Häuser.
Die 5.58 Uhr Straßenbahn rollte, ratterte, heran, schlug kurz die helle Glocke an, als unvermittelt ein hellblauer Kadett A Coupe, ihr scheinbar die Vorfahrt nehmen wollte. Zwei fleißige Straßenbahnarbeiter, die schon eine geraume Zeit ein Schienenstück an einer Weiche schweißen und ausbessern mussten, drehten sich aufgeregt um. Rissen die Hände empört über die abrupte Störung ihrer vermeintlich komplizierten Tätigkeit in die Luft, als der Wagen mit markerschütternde Motorengeräusch, quietschenden Reifen hinter der nächsten Kreuzung gen Bonner Hauptbahnhof verschwand. Dabei eine rote Ampel übersah, weiterfuhr.
„Autsch!“, murmelte Kaminski leise, wandte sich erschöpft ab. Gähnte.
Von dem, im frühmorgendlichen Halbdunkel liegenden Rhein, schoben sich weitere Nebelfelder, wie in einem weißen, nicht endenwollenden Fluss auf den kopfsteingepflasterten Platz vor die Kriminalaußenstelle..
Noch einen Moment verharrte Kaminski in seinen Gedanken, drehte gelangweilt an dem Sendersuchlauf für das braune Graetzradio. Der WDR brachte nervtötende Volksmusik. Es rauschte, knackte im Radio, als er unter den Programmen den Sender von Radio Freies Europa, kurz unter der alten Senderangabe Königsberg, fand. Als er schließlich den Deutschlandfunk suchte, ergatterte er die von ihm geliebte BBC, völlig verzerrt, wenige Sekunden später.
„Uriah Heep“ spielte. Roman Kaminski schlug leicht gegen den, mit hellem, dickem Stoff bezogenen oberen Lautsprecherpart. Staub wirbelte auf, Kaminski hustete, ging lustlos zurück zu seinem Schreibtisch.
Eine Fliege surrte an der nikotingelben Gardine hin und her. Gerade in dem Augenblick, als gewaltig, aus dem vibrierenden Lautsprecher, Big Ben sonor zu schlagen anfing. Der Nachrichtensprecher damit begann, irgendwelche beunruhigende Neuigkeiten aus dem fernen afrikanischen Rhodesien, steif und monoton zu verlesen, war es sechs Uhr geworden. Die grelle Neonlampe über ihm zuckte kurz, sprang dann wieder an.
Der Fernsprecher klingelte, im Grunde wollte er nicht dran gehen, nahm dann aber doch den Hörer, eher widerwillig, ab.
KHK Sander von der Nachtschicht im Revier am Godesberger Bahnhof war dran, berichtete hastig, ohne ein Wort von Kaminski zuzulassen, von einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Binnenschiffern in einer für solche Eskalationen bekannten, miefigen Kneipe. Gleich um die Ecke vom Polizeiposten in Godesberg. Drei leicht Verletzte, darunter die sehr gesprächige, resolute Wirtin, die sofort noch auf dem Weg ins Krankenhaus, Strafanzeige erstatten wollte..
Kaminski zuckte teilnahmslos mit den Schultern, ließ Sander faseln, was er wollte, gähnte laut dabei. Runzelte, kräuselte die Stirn, klemmte den Hörer zwischen Kopf und linker Schulter ein, als sein Blick auf einen hohen Stapel mit Telexen auf dem hölzernen Beistellwagen, neben dem unaufgeräumten Schreibtisch, fiel. Die Wache hatte diese in der Nacht gebracht, als er und KK Silbermann einen Dealer auf offener Straße, nach einer kurzen Verfolgungsjagd zu Fuß gestellt und verhaftet hatten.
„Mensch, Sander klärt das intern“ , motzte Kaminski plötzlich los, warf das StGB mit einem lauten Knallen auf den schwarzausgeblichenen Linoleumboden neben den blechernen Papierkorb, blätterte durch die Fernschreiben.
„Was Sander, bitte, was soll ich mit vier betrunkenen Binnenmatrosen machen?“, ereiferte sich der KHK.
“Ich schicke doch da keinen Kriminalbeamten hin, um bei der Blutprobe dabei zu sein. Mein Gott, Sander! “ , stöhnte Kaminski laut auf.
Silbermann schnarchte gleichmäßig, sein Kopf ruhte auf der mit dunkelgrünem Leder bespannten Tischplatte. Eine frisch gewaschene Wolldecke hatte sich der ältere Kollege Kaminskis, aus einer der Verwahr- Zellen im Untergeschoss geholt, diese war im Laufe Nacht über seine Schultern gerutscht.
“Ja, das verstehe ich, ich bin weder taub, noch blöd. Es gibt, Sander, für solche ungelegenen Momente im Dienst eines Polizeibeamten das Handbuch des Innenministeriums. Zufällig findet sich dieses in jeder Dienststelle, Mensch guck rein! “ , brüllte Kaminski völlig entnervt mit einem Mal, warf den Hörer auf die Gabel.
Silbermann zuckte erschrocken hoch, im gleichen Moment schellte das Telefon auf dessen, gegenüberliegenden Schreibtisch.
„Silbermann“, meldete dieser sich schlaftrunken, nach dem sechsten Klingelintervall.
“Apparat Silbermann! Wer ist da? Kriminalwache? Was gibt´s? “
Einige Sekunden hörte er zu, strich sich über das Gesicht.
„Ja, ja, können wir übermorgen machen, die sollen zu der Laube in Beuel die Spusi hinschicken. Wer hat denn da Dienst?“.
Silbermann suchte nervös nach den filterlosen Luckies, danach nach seinem silbernen Feuerzeug, unter einem dicken Stapel mit Dienstpost.
„Herwarth, guter Mann! Der soll mir die innenliegenden Fensterrahmen abkleben, die Akte schnell hochgeben. Wann ist der Einbruch gemeldet worden?“
Dann nickte er, wischte sich dabei mit der linken Hand, durch das silbergraue Haar.
“Heute morgen? Wann?“, hakte Silbermann ungeduldig nach.
Sind da schon Kollegen vor Ort, oder in der Nähe? …Ok!“
Er nickte wieder.
Kaminski beobachtete ihn einen Moment aus seinen ungewöhnlich leuchtenden wasserblauen Augen, kratzte sich an der Schläfe, gähnte wieder.
„Scheiß Beschlagnahmeverfügung wegen drei Briefchen Kokain“, zischte er übellaunig, sortierte diese in einen roten Aktendeckel.
Achim Silbermann legte auf.
„Scheint eine ganze Serie zu sein. Die „Mondscheinlaubenknackerbande“ ist los! “ , versuchte er witzig zu sein. Achim Silbermann liebte solche völlig verdrehten Wortspiele.
„Mondscheinknackerbanden, Baader läuft da draußen mit seinen Früchtchen rum, wenn das man nicht irgendwann zum Problem wird….“, flüsterte Kaminski heiser, kehlig. Hustete danach.

„Heimweh nach Bakwanga“ ist nunmehr auch als gedruckte Version erhältlich

Von Ihnen erreichten uns in den vergangenen Wochen, nach dem Erscheinen des E- Books so viele Anfragen, wann es „ Heimweh nach Bakwanga“ auch als gedruckte Buchversion geben würde.
Schließlich, nach so unendlich vielen Anfragen entschlossen wir uns, der IPM Verlag, zu dem Druck des Buches.
Für die Anfragen möchten wir uns bedanken.

Eigentlich drucken wir entgegen unserer Überzeugung, natürliche Ressourcen zu verbrauchen, wie Papier, eben alles was man für ein Buch benötigt.
Manchmal jedoch muss ein Kompromiss gefunden werden, zwischen eigenem Anspruch und dem, was der Markt, also Sie unsere Leser, erwartet.
E- Book Formate sind sicherlich die Zukunft aller Bücher, aller Publikationen, die Zeit jedoch, scheint noch nicht so weit, dass sich alle mit diesen Neuerungen anfreunden wollen.
Der Markt macht zwar in dieser Hinsicht riesige Schritte in die neue Zeit des Buches, aber es wird noch Zeit kosten, bis es vollends ohne Papier geht.

Das gedruckte Buch kostet als Softcoverausgabe 32,00 Euro, wird direkt von uns vertrieben, am einfachsten lässt es sich per Email bestellen oder bei Amazon, weitere Distributoren werden in den nächsten Wochen folgen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ihr IPM Verlag

Montag, 14. Dezember 2009

"Gröpelingen Depot" Roman

„Gröpelingen Depot“
Nach einem Theaterstück 2008/2009 von
Marinella Charlotte van ten Haarlen

Alex, 24, strammer Neonazi der „Neuen Deutschen Volksfront“ aus Gröpelingen wird nach der monatelangen Verbüßung einer Geldstrafe, wegen Landfriedensbruchs, aus der JVA Bremen Oslebshausen entlassen.
Seine Partei- Kameraden, Saufkumpanen erwarten ihn diesmal nicht vor der Tür.
Stunden vor der Entlassung bekam er Besuch eines Anwaltes , der im Auftrag des Kreisvorsitzenden Schneider, der ihm das Vertrauen der Partei entzog, ihn versucht einzuschüchtern. Ihn quasi für vogelfrei erklärt.
Schneider selbst mutmaßt, dass sich Alex mit dem Verfassungsschutz eingelassen hat, um einer wesentlich härteren Bestrafung zu entgehen. Nun aber als „Maulwurf“ innerhalb der Partei, sachdienliche Informationen für den Verfassungsschutz sammeln soll.
Damit die Gruppierung verboten werden kann.
Von seinem letzten Geld holt er sich im nahen Supermarkt ein Sixpack Bier. Beschließt dann,verzweifelt, sich das Leben zu nehmen. Sich vor den Zug zu werfen. Er hat alles verloren, vorallendingen seine einzige Existenz, die Partei Schneiders.
In „Gröpelingen Depot“, dem Straßenbahnenddepot und Busbahnhof des kosmopolitischen Stadtteils trifft er auf Leila, 19. Die hegt auch den Gedanken sich umzubringen. Eine zu Tode verzweifelte Iranerin, die zwischen den Sträuchern an der Bahnlinie sitzt, sich versteckt,weint, Kette raucht.
Es kommt zum Streit zwischen den beiden, als Leila den Mut nicht findet, sich das Leben zu nehmen.
Drei Anläufe scheitern.
Sie wohnt auch in Gröpelingen. Bei ihren Eltern, nach und nach bringt sie heraus, dass ihre drei Brüder sie suchen, weil sie Abdul, einen radikalen Moslem heiraten soll. Dass sie verbrannt werden soll, wenn sie Abdul nicht heiraten sollte. Jedoch plant dieser in Bremen, zusammen mit seinen Freunden seit Monaten, einen verheerenden Selbstmordanschlag. Will dabei Leila mit in den Tod nehmen. Die Familie verlangt, dass dieses Opfer für den Glauben bringt. In höchster Not entkommt sie über das Vordach, versteckt sich stundenlang in Vorgärten, dann an der Bahnlinie.
Leila und Alex klagen sich gegenseitig ihr Leid, ihre Verzweiflung mit den Behörden, der BagIS, dem Ausländeramt. Kommen einander unvermutet näher, verstehen in der aufziehenden Nacht viele Dinge, die sie verbinden, versuchen sich in der extremen Situation gegenseitig zu stützen.
Leilas Brüder und die Schlägertruppe verbünden sich, jagen die beiden auf das Gelände einer nahen Schrotthalde, es kommt zum Kampf auf Leben und Tod innerhalb der tausenden, aufgestapelten Autowracks.

Ein packendes Sozialdrama im Krimistil des 21. Jahrhunderts.

Preis: 26 Euro
Erscheint im März 2010 bei ciando

"Heimweh nach Bakwanga" Buchvorstellung

Einem verzweifelten, transsexuellen Kind erscheint in Träumen immer wieder eine in der kolonialen Oberschicht lebende Familie im Kongo der 30-ziger und 40-ziger Jahre. Wo er damals als Mädchen glücklich lebte, heiratete, selbst als erwachsene Frau in den Wirren um die Ermordung von Patrice Lumumba und Dag Hammerskjölds, der schwelenden Katanga und Kasai-Krise und des folgenden Simba Aufstandes ums Leben kommt. Immer wieder kehrt dieser deutsche Junge in den wegweisenden Träumen nach Afrika zurück. Stellt fest, dass diese zunächst verwirrenden, vagen Hirngespinste für ihn nunmehr lebensrettende Hilfe und gestellte ( Lebens-) Aufgabe zugleich sind. Umso mehr er Frau wird, findet dann sie die Wurzeln ihres wahren Ichs im Kongo. Roman 1974-2009

Heimweh nach Bakwanga

Mittwoch, 11. November 2009
Gedankenkolumne zum Kongo ( von Marinella Charlotte van ten Haarlen)
Heute, am Morgen, telefonierte ich. Wegen des zweiten Teils meines Buches „Heimweh nach Bakwanga“, “Heimkehr nach Mbuji- Mayi", mit einem Mitarbeiter des UNHCR. Dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen.
Ich bewundere diese Leute, weil sie mit eleganter Ruhe, unglaublichem Sachverstand zwischen den multiplen Fronten in Kivu agieren müssen. Nicht nur da. Aber mir geht es um Kivu, um die Menschen, die dort leben. Mir geht es darum, mit meinen begrenzten Mitteln als einzelner Mensch, etwas zu tun.
Einfach aus, ja die Kirche würde es Nächstenliebe nennen. Ein schönes, ein wundervolles gepredigtes Wort, das leider den Anforderungen der Situation im Ostkongo, nicht mehr gerecht wird. Werden kann.
Diese Fronten gibt es, weil es in Kivu Coltan, Diamanten und Gold gibt. Andere Rohstoffe, mit denen unsere profitable Welt genährt wird. Der Kurs steigt. Na endlich, denke ich, geht die "Finanzkrise" vorbei.
Fragt sich eigentlich mal jemand, wie sich ein Mädchen, eine Frau fühlt, die verschleppt wird, vergewaltigt oder gar gefoltert wird. Kann man sich die Schmerzen vorstellen.
Die Männer unter meiner Leserschaft sollen nicht sagen, sie wüssten das nicht, erahnten es nicht-. Schmerzen sind für alle Menschen gleich. So gleich, wie wir alle sein sollten. Egal, ob es psychische oder physische Schmerzen sind.
Aber auch nach so vielen Jahren stehen sich noch unversöhnlich die Fronten gegenüber. Wahrscheinlich kann niemand den wirklichen Gegner so richtig ausmachen. Nun es wird gegen Vize Bemba ermittelt, verhandelt. Das ist gut so. Aber was können wir alle für die gequälten Menschen dort tun? Frage ich mich immer wieder. Kriegsfürst Nkunda wird mit juristischen Konsequenzen zu rechnen haben. Dank der UNO.

Reicht es, an das Panzihospital nach Bukavu zur Beruhigung des eigenen Gewissens, Medikamenten zu senden?
Nein, das reicht nicht! Dachte ich, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte. Da alle Menschen die Vereinten Nationen sind, müssen wir Präsens zeigen. Die Soldaten der UNO tun dies seit Jahren, seit Jahrzehnten. Unter Einsatz ihres Lebens.
Noch mal, alles fing an, als die belgischen Kolonialtruppen gehen mussten. Als Lumumba gewählt wurde. Dieser kleine, pfiffige Postbeamte, der ein schmerzender Dorn in dem Streben der multinationalen Konzerne war. Aber das war nicht letzte Woche, vergangenen Freitag oder so. Sondern, man glaubt es fast gar nicht, es war im Jahr 1960. Nächstes Jahr ist das 50 Jahre her. Und es wird immer noch gestorben. Jeden Tag, jede Minute, sinnlos, grausam, wie zuvor geschildert.
Lumumba wurde ermordet, einfach so . Der gewählte Ministerpräsident eines souveränen Landes. Er hätte ja das damalig kommunistische Moskau zur Hilfe rufen können, war die Begründung derer, die ihn töteten. Exekutierten, bei einer Jagdhütte, glaubt man das, was historisch überliefert ist.Allein von den Tätern.
Vorher durfte er, der Ministerpräsident des Kongos, der gewählte Vertreter eines Volkes, bespuckt, geschlagen und beschimpft werden. Was aber nach der Hinrichtung geschah, ist der Ausdruck derer, die sich an dem kongolesischen Volk regelrecht vergingen. Jahre danach, als der genehme Mobutu und sein Clan an die Macht kam.
Lumumba fand nach der Exekution keine Ruhe, er wurde ausgegraben. Wie verendetes Vieh, das man verscharrte, wegen ja, ja weswegen eigentlich? Lumumba wurde in eilens angelieferter Säure aufgelöst, endgültig. Es sollte kein physisches Zeugnis mehr geben, von diesem Mann. So sehr fürchteten sich die ganz Großen dieser Welt. Damals.
Mein Gott und dann, es blieben Fragmente von ihm. Glaubt man dem pensionierten belgischen Offizier, der diese Teile, kamerabewusst, vor einigen Jahren auspackte, wie einen Gegenstand. Wie verroht muss diese Welt sein, wie, in sich kaputt?
Später las ich in irgendeinem Nachrichtenforum, dass der Mayakalender 2012 endet, ein Film über den Untergang der Erde im Kino gezeigt wird. In Kivu braucht man solche Filme wahrscheinlich nicht, dort ist Erde bereits untergegangen, vor vielen Jahren, aber da darüber redet kaum jemand . In der Welt.
Ich denke heute Abend an die Frauen, an die Mädchen, die vor dem Panzihospital in Bukavu, Hilfe suchen, bei Dr. Mugwege.
Ich habe mir seit langer Zeit vorgenommen, Bukavu zu besuchen. Gleich, was andere denken,über Afrika.Oder über eine einzelne Person, die dahin reist.
Ihn, diesen tapferen Arzt zu besuchen, alleine nur, um durch meine Präsens zu zeigen, das wir alle für einander da sind, eben die Vereinten Nationen sind.
Dass es die Organisation gibt, ist eine der besten Ideen der Menschheit bis hierhin gewesen. Achtung denen, die ihr dienen.
Eingestellt von "Heimweh nach Bakwanga" um Mittwoch, November 11, 2009 0 Kommentare
Sonntag, 8. November 2009
Heimweh nach Bakwanga

IPM-Presspublicationservice:
„Frau van ten Haarlen, Ihr Buch „Heimweh nach Bakwanga“ ist soeben bei ciando erschienen. Um was geht es in diesem Buch?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Um ein kleinen, verzweifelten Jungen, der Anfang der 1970- ziger Jahre, sehr orientierungslos, mit seiner eigenen Transsexualität konfrontiert wird. Der sich, ob seltsamer, aber zunehmend plastischer werdenderer Träume, weiter und weiter in sein eigenes, zuvor in einem anderen Leben, erfahrenes Schicksal verstrickt. Die Stationen des vorherigen Lebens durchaus als Hilfe für das irrige Schicksal verstehen darf.“
IPM-Presspublicationservice:
„Dieses zuvor gelebte Leben spielt im Kongo zur Zeit der belgischen Kolonialisierung bis heute?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ja, das ist richtig. Der Kongo ist ein weltvergessenes und von unfassbaren Krisen, seit Jahrzehnten, geschütteltes Land. Was dort geschieht, ist mit Worten nicht mehr zu darzustellen. Gerade in der östlichen Provinz Kivu bekriegen, bekämpfen sich etliche Fraktionen seit unzähligen Jahren. Von Zeit zu Zeit ebbt das mal wieder ab, aber flammt dann, um so heftiger, wieder auf.
Es kann nicht angehen, dass es zur Normalität wird, wenn Mädchen und Frauen verschleppt werden. Die tägliche Usus ist, diese brutal zu vergewaltigen, zu verstümmeln, zu versklaven, zu töten.
Kinder in so genannte „Armeen“ zu verschleppen. Achtjährige in Uniformen zu stecken, nur um den Rohstoffraub in dem Land zu decken. Das geht nicht. Es ist eine absurde, destruktive Situation, die irgendwann vollkommen außer Kontrolle gerät. Wie viele Millionen Tote zuvor, gezeigt haben.“
IPM-Presspublicationservice:
„Aber was hat das dann mit der kolonialen Frau, deren Schicksal, das sich ungewollt mit dem des kleinen Jungen verbindet, zu tun?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ja, das ist die gleiche Seele, die dort lebt, nur zwei unterschiedliche Körper, die in verschiedenen Zeiten durch Träume zueinander Kontakt haben und finden. Letztendlich sucht die Frau ihren eigenen Mörder.“
IPM-Presspublicationservice:
„Wird sie fündig?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ich will die Spannung nicht nehmen. Es ist ein sehr problematischer Weg, den der Junge nehmen muss, um eine Frau zu werden und den eigenen Mörder zu suchen.“
IPM-Presspublicationservice:
„Das führt in ganz exotische Plätze,unter anderem wie Südafrika, während des Botharegimes, nach Botswana, nach Belgien und in die USA in den 1980-ziger Jahren, schlussendlich nach Südkorea, kurz vor den olympischen Spielen 1988.“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„In der Tat, der Junge, der mit ambivalenter Widerwart erwachsen wird, ein Mann wird, läuft vor sich selbst davon. Betäubt sich mit Alkohol und Reisen. Verständlich aus der Perspektive dieses Jungen oder jungen Mannes. Sucht er doch unentwegt sich und seine Wurzeln.“
IPM-Presspublicationservice:
„Sind das autobiographische Züge?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Jeder Roman hat gewisse, autobiographische Züge. Natürlich, auch in diesem Fall. Heute weiß man, dass diese sogenannte Transsexualität, ein wahrscheinlich genetischer Defekt ist, wie auch immer dieser entsteht. Da gehen die Meinungen der Wissenschaftler auseinander. Ich wollte eher die Gefühlswelt einer Frau beschreiben, die im Männerkörper lebt, vegetiert. über die medizinische Behandlung dieser Erkrankung ist schon sehr viel gesagt, getan worden. Auch soziologische Aspekte berücksichtigen.“
IPM-Presspublicationservice:
„Hat sich in den letzten Jahren, aus Ihrer eigenen Erfahrung, da nicht einiges in der Gesellschaft getan?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Das mag sein, manchmal spürt man davon nur sehr wenig. Oft gar nichts.“
IPM-Presspublicationservice:
„Waran mag das liegen?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Das kann ich nicht sagen, vielleicht daran, dass die Leute insgesamt mehr Probleme mit sich selbst haben, einen Puffer für ihre eigenen, aufgestauten Frustrationen benötigen. Das ist sogar zum Teil nachvollziehbar. Aber die Auswirkungen sind meistens verheerend für die betroffenen Personen.“
IPM-Presspublicationservice:
„Inwiefern?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Oft wird die betroffene Person moralisch und soziokulturell in die „Steinzeit zurückgebombt“. Da ist ja egal, ob das mit angewandter psychischer oder physischer Gewalt, von wem auch immer, geschieht. Davor schreckt keine gesellschaftliche Strömungen zurück. Transsexuelle sind dabei eine austauschbare Bevölkerungsgruppe. Das könnten auch andere, abseits stehende Fraktionen sein, die ausgesuchte Zielscheibe von existentiellen Vorurteilen werden. Das ist nicht gerade an die Angesprochenen gebunden. Freilich gerade diese, möchte ich mit meinen Büchern abbauen. Hauptsächlich, das ist mir extrem wichtig noch einmal zu betonen, aber wollte ich für mehr Aufmerksamkeit, ob der unbeschreiblichen Situation im Kongo werben.“
IPM-Presspublicationservice:
„Dazu gibt einen folgenden, zweiten Band, in dem sich das Leben der Marie, dem Hauptcharakter zum Guten wendet?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Ja, dieses Buch ist der zweite und finale Teil.
Es titelt „Heimkehr nach Mubuji- Mayi“. Bakwanga wurde 1966 umbenannt, innerhalb der Zairisierungsoffensive des damaligen Machthabers Mobutu.“
IPM-Presspublicationservice:
„Wann erscheint die Fortsetzung?“
„Wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate. Bis dahin bleibt zumindest für den Leser die Spannung aus dem ersten Teil erhalten.“
IPM-Presspublicationservice:
„Findet Marie, der Hauptcharakter des 1. Buches, ihren so ersehnten Frieden?“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Wenn Sie es so sehen wollen, oh ja. Sie findet, ganz anders als zunächst gedacht, ihren persönlichen Frieden, aber die Weichen dafür wurden schon im Leben zuvor gestellt…...“
IPM-Presspublicationservice:
„Frau van ten Haarlen, wir danken für das kurze Interview!“
Marinella Charlotte van ten Haarlen:
„Bitte!“

Eingestellt von "Heimweh nach Bakwanga" um Sonntag, November 08, 2009 0 Kommentare

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